Veranstaltung: | Digitale Mitgliederversammlung KV Altmark |
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Tagesordnungspunkt: | 4. Anträge |
Antragsteller*in: | Gregor Laukert |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 10.06.2020, 09:03 |
A4: Mobilitätsgarantie - Verkehrswandel in ländlichen Räumen
Antragstext
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN KV Altmark steht für einen nachhaltigen und effektiven
Verkehrswandel in den ländlichen Räumen, welche die Altmärker*innen nicht
unverhältnismäßig belastet. Unser Ziel ist das Schaffen von umfangreichen
Mobilitätsangeboten in der gesamten Altmark. Bereits vorhandene Strukturen für
das Auto sollen dabei nicht abgebaut werden. Stattdessen muss der öffentliche
Personennahverkehr massiv ausgebaut werden, um so eine echte Option für Alltags-
, Schul-, und Berufsverkehr darzustellen.
Die Grundlage dafür bildet eine altmärkische Mobilitätsgarantie. Das heißt für
uns:
Von 5:00 bis 23:00 gibt es mindestens einen stündlichen Takt zwischen den
Mittelzentren sowie flexible und individuelle Angebote bis zu der Haustür.
Dies ist Grundlage und Orientierung für ein effizientes und nachhaltiges ÖPNV-
Konzept innerhalb ländlicher Räume.
Zur Realisierung und Ergänzung sehen wir folgende Schwerpunkte:
1. Beförderung- und Mobilitäts- Angebote müssen massiv ausgebaut werden, weitere
Streichungen von Landeslinien und Mobilitätsinfrastruktur aller Art darf es
nicht geben.
2. Grundzentren dürfen zu ihrem Status nicht an Einwohnerzahlen gemessen werden.
3. Jeder Ort muss einen vernünftigen Anschluss an das ÖPNV-Netz haben.
4. Kostenfreier ÖPNV für Schüler*innen, Studierende und Auszubildende.
5. Einführung des 365 Euro Jahresticket für alle Altmärker*innen.
6. Reaktivierung, Elektrifizierung und Ausbau alter Schienenstrecken.
7. Bündelung von Mobilitätsdienstleistungen an Mobilitätsstationen (ÖPNV, Bike-
und-Carsharing-Angebote, E-Ladestationen, etc.) z. B. an Ortsbahnhöfen.
8. Mobilitätsangebote transparent und intuitiv mit einer Altmark-Mobilitäts-App
machen, inklusive Rufbus-Buchung, Fahrrad-Reservierung und Ticketkauf, E-
Fahrrad- und E-Auto-Ladestation-Suche - alles an einem Ort.
9. Radverkehr durch Förderung und Sicherheit zu einer echten Alternative werden
lassen, z. B. durch baulich getrennte Radwege zwischen Dörfern, innerhalb der
Städte und durch mehr Abstell-, Reparatur- und Lademöglichkeiten.
10. Je nach Forschungsstand sollen E-Ladesäulen, Wasserstofftankstellen oder
vergleichbare Strukturen aufgebaut werden, insbesondere für Busse, Taxis, E-
Räder und gewerbliche oder staatliche Automobile, sollte aber selbstverständlich
auch Privatpersonen nicht vorbehalten werden.
11. Förderung und Initiierung von diversen dezentralen Mobilitätsprojekten wie
z. B. Mitfahrbänken oder Bürger*innen-Busse.
Begründung
Mobilität in der Altmark – das ist regionale Daseinsvorsorge und Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Sie ist Grundlage für Freiheit, Teilhabe und Unabhängigkeit und dabei auch sehr wichtig für örtliche Struktur und Wirtschaft. Die Altmark ist eine dünn besiedelte Region - viele Altmärker*innen sind auf ihr Auto angewiesen, um beispielsweise zum Arbeitsplatz, zur Schule, zum Einkaufsmarkt oder zur Arztpraxis zu gelangen. Daher sind wir uns der aktuellen Bedeutung und Notwendigkeit des Autos bewusst und stellen es als Bestandteil von Mobilität in der Altmark nicht infrage. Gleichzeitig wissen wir auch, dass eine fast nur auf das Privatauto fokussierte Verkehrspolitik langfristig nicht nachhaltig sein kann. Das Problem ist deutlich: Das Auto ist aktuell für viele Zwecke und Strecken alternativlos. Die Struktur des öffentlichen Personennahverkehrs (=ÖPNV) ist in ihrem momentanen Zustand zu unflexibel, zu einschränkend, nicht intuitiv und oft auch zu teuer. Um einen Wandel in der Mobilität zu gestalten, bedarf es bundespolitischer Entscheidungen und Unterstützung, die dann bedarfsgerecht und gemeinsam mit den Menschen der Region umgesetzt werden können.
Verkehrspolitik in ländlichen Räumen heißt: ÖPNV gehört zur regionalen Grundsicherung. Wir müssen langfristige Alternativen schaffen, auf deren Bestand man sich für viele Jahre verlassen kann, auch wenn diese anfangs nur wenig frequentiert werden. Nur so kann auch in der Altmark eine faire Verkehrswende gelingen, welche die Bewohner*innen nicht unverhältnismäßig belastet und alle Verkehrsteilnehmer*innen - egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, Rollstuhl, im Bus, Bahn, Bürger-Mobilen oder im Auto - berücksichtigt.
Hierfür ist es essenziell den Öffentlichen-Personennahverkehr allen zugänglich zu machen - sowohl durch eine vernünftige Frequenz, als auch durch günstige Beförderungspreise und Erreichbarkeit der Haltestellen. Zudem ist es notwendig, alle Angebote übersichtlich und intuitiv zu bündeln. Sowohl Bus, Bahn und Taxis, als auch Car- und Bike-Sharing sowie Ladestationen und Stellplätze müssen dabei eng verzahnt sein um ihre Synergien vernünftig auszunutzen. Außerdem muss Infrastruktur für sämtliche Beförderungsmethoden ausgebaut und geschaffen werden. Entsprechend sollte bereits bestehende Infrastruktur erhalten bleiben!
Vor allem auf kurzen Strecken zwischen Dörfern oder innerhalb der Städte sollte hier mehr auf Rad- und Fußverkehr gesetzt werden. In jedem dieser Schritte muss außerdem stets die Barrierearmut mitgedacht werden, denn Mobilität heißt immer auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Unsere Kernforderung sollte daher eine regionale Mobilitätsgarantie sein, denn nur so können wir langfristig eine echte Alternative zum Privatauto aufbauen und eine faire Verkehrswende in den ländlichen Räumen ermöglichen. In der Praxis zählt am Ende nur, wie praktisch und realistisch Mobilitätsoptionen sind. Daher ist eine hohe Frequenz und Belastbarkeit des ÖPNV-Angebots eine unbedingt notwendige Grundlage. Der anfänglich hohe Aufwand im Aufbau solcher Infrastruktur rechnet sich schnell, wenn man die diversen Vorteile eines solchen Systems berücksichtigt. Neben erhöhter Lebensqualität der Bewohner*innen im ländlichen Raum, profitiert so auch Naturschutz, Klima, Tourismus und Wirtschaft. Die Straßen haben dann mehr Platz für essenzielle Fahrten und Transporte, während in den Dörfern und Städten mehr Platz für Mensch und Natur bleibt.
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